England Part 1 - South Downs

Ich war verreist, aber nicht im Urlaub. Wir haben eine Freizeit betreut und die Tage in England mit 30 unglaublich lieben und braven Jugendlichen verbracht. Klar, bedeutet dies trotzdem wenig Entspannung, aber ich genieße die Freizeitenbetreuung über den Landkreis Fulda besonders, weil man so viele tolle Menschen kennenlernt. Wie letztes Jahr habe ich auch diese Freizeit die anderen Teamer besonders gern gehabt und mir ist aufgefallen, dass es immer Menschen gibt, die noch mehr einen an der Klatsche haben als ich in meinen aufgedrehtesten Momenten. Beruhigend.

Aber vielleicht hätte ich meinen Eltern nicht das Video schicken sollen, indem wir vollkommen abgedreht "Wind of Change" als Backgroundsängerinnen des Straßenmusikers gesungen haben. Sie haben sich Sorgen gemacht. Aber dabei kennen sie mich doch.

 

Der erste Stopp unserer Reise führte uns ins ländliche South Downs.

Hügelige Landschaften. Ein Farmhaus als Hostel. Sonnenschein. Steile Felsen. Klippen. Steinstrände. Meer.

Ich liebe ländliche Gegenden und würde am liebsten meinen Rucksack packen und die komplette Landschaft von South Downs bewandern. Auch, wenn mich Städte verzaubern, merke ich doch immer wieder, dass ich ein Dorfkind bin und beim Anblick von Wiesen und nicht von Shoppingstraßen fast weinen muss.

 

Wir kamen an und hielten zunächst in Rye. Ich muss sagen, England ist genauso englisch wie ich mir das vorstellte. Die Häuser, der Baustil, der Straßenverlauf - meine Traumbilder von diesem Land sind real. Und es sieht wirklich alles so aus wie bei "Ein ganzes halbes Jahr". Am Anfang der Reise härteten wir unsere Kinder, welche totmüde von der langen Bus- und Fährenreise waren, erst mal so richtig mit einer zweistündigen Wanderung zum Strand ab, an dem wir aus Zeitgründen nur 10 min verweilen konnten. Danach haben wir erst herausgefunden, dass unser Busfahrer sämtliche Entfernungen mit einem Fußweg von halber bis dreiviertel Stunde beschrieb. Man könnte demnach auch in einer halben bis dreiviertel Stunde wieder zurück nach Deutschland laufen. Sorry Kinder. War aber nur Training für die nächsten laufintensiven Tage.

Denn dann ging es nach einer abermals zweistündigen Wanderung in den Nachbarort Lewes. Leider dieses Mal mit blutigen Füßen. Bemerkenswert, dass die Jugendliche erst nach einem Pflaster fragte, als die hellgelben Schuhe schon rot waren und ich dachte das Blut sei die Musterung des Schuhes. Man kann aber dennoch früher als kurz vor der Amputation die Fähigkeiten unseres medizinisch begabten Teamers in Anspruch nehmen.

Mein Glück ist so unfassbar groß, wenn ich 7 Uhr durch Schafweiden, vorbei an Kühen (okay nicht vorbei, sondern vor ihnen umgedreht. Angst.) durch das Gras laufen kann. Mit der Aussicht auf einen Tag, der dir das Lächeln ins Gesicht schießen lässt. Keine Klausuren mehr und 6 Wochen Ferien vor dir. Freiheit.

Die Stadt Brighton hat was. Einen Undercliffwalk. Den Ärmelkanal. Einen Pier, an dem ich mich fühlte als wäre ich im Jahre 1960. Einen Freizeitpark direkt am Meer. Grelle Lichter, Zuckerwatte, schrille Geräusche und viele Touristen. Das beste: ins Meer springen. Ich bin ja ein Wasserkind und bade in sämtlichen Tümpeln, aber das klare salzige Blau ziehe ich den kleinen "Seen" meiner Heimat dennoch vor.

Mein absolutes Highlight und die wärmste Reiseempfehlung für South Downs sind definitiv die "Seven Sisters". Eine Steilküstenkette in Seaford. Ich war ergriffen von so einer felsigen Schönheit. Dem imposanten Ausblick aufs Meer. Den spitzen Steinen und den grünen Wiesen. Ich versuche erst gar nicht, diese Landschaft in Worte zu fassen. Auch Fotos können nicht annähernd das widerspiegeln, was die Wirklichkeit zeigt. Atemberaubend!

Am Ende meines kleinen Berichts möchte ich noch einmal auf die Reise mit 30 Teenagern eingehen. Sie waren sehr genügsam. Hinterfragten wenig. Beeindruckend, dass auf folgende Antworten von uns Teamern keine Nachfragen kamen.

 

Frage der Kinder: Warum kommt N. nie mit aufs Gruppenfoto? Antwort von uns: Weil er der kleine Bruder von Justin Bieber ist und nicht fotografiert werden darf. Reaktion: Stille. Das Foto wurde ohne N. gemacht.

 

Frage der Kinder: Warum fahren wir nicht auf die Fähre? Antwort von uns: Wir verlängern die Reise noch um eine Woche (eigentlich haben wir nicht mehr auf die Fähre gepasst und mussten auf die nächste warten) Reaktion: Stille.

 

Frage der Kinder: Warum müssen wir zum Kontrollpunkt, dürfen aber weiterfahren ohne dass wir aus dem Bus aussteigen mussten? Antwort von uns: Die Grenzkontrolleure wollten nur unser schönes Lächeln sehen. Reaktion: Stille.

 

Natürlich antworteten wir in 99% der Fälle auf pädagogischere Weise, aber manchmal kann man es sich nicht verkneifen. Mich wundert allerdings die grenzenlose Annahme der merkwürdigsten Antworten. Wird das in der Schule trainiert? Nicht weiter zu fragen?

 

Apropos Schule.

Wir liefen an einem Schild "Water Lane" vorbei. Junge hinter mir zu seinem Kumpel. "Ah hier gab es doch eine bedeutende Schlacht." - Entweder er meinte Waterloo oder ich habe eine Geschichtslücke. :D

 

Eine Teilnehmerin zu ihrer Freundin beim Beantworten der Sicherheitsfrage bei der Wlan-Einrichtung. Wie heißt der Mädchenname ihrer Mutter? "Na, Elke." Sicherlich kennt sie auch den Jungennamen ihrer Mutter. :D

 

Zu Beginn der Freizeit. Gibt es noch weitere Fragen zum Ablauf der Freizeit? Eine Frage kam: "Machen wir eigentlich auch mal so eine Teetime mit Tee und Gebäck am Nachmittag?" Schon süß, aber leider nein. :D 

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