Ich liebe mein Studentenleben. Nie wieder im Leben hat man die Gelegenheit seine Woche so unverbindlich, unabhängig, spontan und enthusiastisch zu verleben. Klar gibt es auch stressige Momente und Wochen, wenn man nicht weiß, wo einem der Kopf steht, weil alles voll von Klausuren, Vorträgen oder Hausaufgaben ist, aber das ist nicht das woran ich mich erinnern werde. Erinnern werde ich mich an meine vielen Freunde, an die langen Nächte, an das Lachen, weil alles so verrückt ist und an die vielfältigen Ausflüge. Man sagt ja von der Studienzeit, dass diese die schönste Zeit im Leben ist. Auch wenn es Tage gibt, an denen die Tränen kullern, weil man total fertig ist, stimme ich diesem Wort aus der Tiefe meines Herzens voll und ganz zu.
Lebe jeden Tag so, als ob es dein Letzter wäre! Diesen Satz fand ich ziemlich lange richtig bescheuert. Aber ich glaube, ich bin
an der Erfüllung dieses seltsamen Mottos relativ nah dran. Ich kann natürlich froh sein, dass ich kein Jura oder Medizin studiere, dass ich in der Geisteswissenschaft unterwegs bin, bei der es
kein richtig und falsch gibt und dass mir das Lernen recht leicht fällt. Deshalb erlebe ich viele Tage voller Freude, ohne Druck und ohne graue Schatten. Beispielhaft dafür war ein Tag in der
letzten Woche, an dem ich frei hatte. Wir haben uns schon lange überlegt mal wieder wandern zu gehen. Zum Glück war der Herbst besonders lang und schön, sodass wir dies Ende November endlich in
Angriff nehmen konnten. Ich wandere gerne. Als wir noch klein waren, wanderten wir jeden Sonntag mit der Familie. In der Schule liebte ich die Wandertage. So lange es keine 40km Gewaltmärsche im
höchsten Tempo sind, mag ich das Wandern immer noch. Vielleicht sind es auch nur lange Spaziergänge, aber wer sagt schon, wann ein Spaziergang aufhört und eine Wanderung anfängt?
Meine Freunde und ich suchten uns ein ungefähres Ziel in der Nähe unserer Stadt und packten zahlreich Proviant ein. Davon hätten wir uns zwar mehrere Tage ernähren können, aber es ließ sich auch in vier Stunden leeren. Vor Ort folgten wir einfach irgendeiner Wanderroute und da es im späten Herbst schon recht früh dunkel wird, genossen wir den Sonnenuntergang schon drei Stunden nach Wanderstart. Da wir alle von Fotos begeistert sind, durfte die Kamera natürlich nicht fehlen und es entstanden echt tolle Bilder. Zeitlich gesehen verbrachten wir wohl genauso viele Minuten mit Essen und Fotografieren wie mit dem eigentlichen Laufen. :D Aber beim Wandern geht es ja auch nicht um die zurückgelegten Kilometer, sondern um den Spaß.
"Ich wandre ja so gerne am Rennsteig durch das Land..." Dieses Lied haben wir tatsächlich geträllert, so gut es ging.
Manchmal hab ich ein bisschen Angst, dass diese tolle Zeit viel zu schnell vergeht. Ständig geht die Sonne auf und unter. Leute kommen und gehen. Klausuren werden geschrieben und Semesteranfangsparties gefeiert. Alles fliegt so schnell an einem vorbei und in weniger als drei Jahren ist alles vorüber. Dann beginnt der Ernst des Lebens. Aber der sollte eh schon oft eintreten, beim Schulanfang, beim Verlassen der Grundschule, im Abi oder beim Auszug. Irgendwie ist er bei mir noch nicht so ganz angekommen. Zum Glück! Und wenn er mal kurz vorbei schaut, macht er sich bald wieder aus dem Staub. ;)
Fotos: Rico & Laura
Kommentar schreiben
Theres (Montag, 16 November 2015 18:55)
Schön geschrieben und bei dieser Wanderung sind wirklich beneidenswert wunderschöne Bilder entstanden. Eine echt besonders schöne Farbstimmung die gut eingefangen ist und die Kulisse ist ein Traum ;) Wären die Windräder nicht könnte man meinen ihr seit bis ans Ende der Zivilisation gelaufen. Aber so schön ist das grüne Herz Deutschlands nun mal ;D ♥
Mit welcher Kamera wurden die Bilder gemacht?
MerryLou (Montag, 16 November 2015 19:09)
Mit Lauras toller Nikon. Hat bei unserem schweren Gepäck den Braten auch nicht mehr fett gemacht. ;)