Stettin - 28.08. - 01.09.

Die besten Reiseziele für einen kleinen Geldbeutel liegen für mich definitiv in Osteuropa. Trotzdem fällt es mir gerade nicht so leicht, zu rekonstruieren, warum unsere Wahl für diese Semesterferien ausgerechnet auf Szczecin in Polen fiel. Wir wollten ein Land, welches an Deutschland angrenzt und mit dem Bus unter humanen Zeitumständen erreichbar ist. Ich wollte mal gerne an die polnische Ostsee – also Stettin, gesagt, gebucht, gefahren.

Mit den humanen Zeitumständen wurde es dann allerdings nichts. Defekt des Flixbusses. Wir haben gefühlte 4 Stunden auf einem Rasthof in Thüringen auf den Ersatzbus gewartet und somit wurden aus den eigentlich 7 angedachten Reisestunden sehr schnell über 10. An dieser Stelle habe ich mich gefragt, was das kleinere Übel ist: DB oder Fernbusse. Ich bin zu keiner zufriedenstellenden Antwort gelangt. Zum Glück hat man im Flixbus WLAN, jedenfalls teilweise und nur im Inland.

Aber irgendwann sind wir dann am Reiseziel angekommen. Am Bahnhof. Etwas…nun ja…sagen wir…irritiert von dem zerfallenen Industriegebiet, welches der erste Eindruck unserer Reise war. Aber dies war schnell vergessen, als himmelhochjauchzende Freudenschreie beim Anblick unseres Luxushotelzimmers wahrscheinlich andere Hotelgäste aufschreckten.

 

Zwischen Zerfall und Luxus. Das beschreibt die Stadt wohl schon ziemlich gut. Man sieht irgendwie, dass Stettin im zweiten Weltkrieg – als Hafenstadt – komplett zerstört wurde. Diese Wirkung von Zerfall und Zerstörung ist immer noch da. Alte Fassaden wechseln sich mit prachtvollen Gebäuden des Pariser Viertels ab. Graue Häuser mit verschnörkelten Balkonen. Klassizistischer Prachtbau und staubiger Straßenverkehr. Stettin ist eine spannende Stadt. Die Schönheit wird einem nicht direkt vor die Füße geworfen. Direkt suchen muss man sie aber auch nicht. Sie ist da. Einzelne Perlen in den Winkeln der Stadt. Und mittendrin: Wir. Wir fühlten uns dieses Mal nicht wie Touristen, sondern wie Stadtentdecker.

Empfehlungen.

 

Unbedingt von Stettin aus an die polnische Ostsee für gerade mal 11€ hin und zurück fahren. Wir waren in Miedzyzdroje. Natürlich die Euros in die heimische Währung Slotti tauschen. Die Stadttour machen, welche durch rote Fußabdrücke in der Stadt gekennzeichnet werden. Überall kann man auf Hinweisschildern Interessantes zur Stadt lesen.

 

Maximaler Insidertipp: In die Unis marschieren, um dort auf Toilette zu gehen. Ganz selbstverständlich und nicht verwundert sein, dass man als Frau merkwürdig angeschaut wird, da es sich meist um Unis, die auf „Schiffsbau“ spezialisiert sind, handelt. So viel Essen gehen wie möglich. Das macht man am besten auf der Prachtstraße Stettins im Pariser Viertel mit bunten Häusern.

 

Eine Hafenrundfahrt. Die Hakenterrasse und den Marktplatz anschauen. Shoppen gehen. Unbedingt in die Philharmonie - mindestens in den Eingangsbereich treten und die unglaubliche Architektur bestaunen. Die Aussicht im Café 22 über Stettin genießen.

Gewundert.

Über den Schokoladengeruch in der ganzen Stadt. Woher kommt der? Stettin hat eine Schokoladenmanufaktur und der Geruch durchströmt die ganze Stadt.

 

Gemerkt.

Stettin ist weit vom Tourismus entfernt. Deutsche besuchen die Stadt mal zum Shoppen, aber ansonsten ist Stettin kein Hotspot, keine Instagramstadt, keinen Bloggereintrag wert. Zu unrecht, aber vielleicht auch deshalb so besonders.

 

Gefreut.

Darüber, dass „Fernfreundschaften“ funktionieren. Dass, wir in einem wahren Prinzessinnentraumhotel untergebracht waren. Das „Kamienica für unter 20€ pro Person/Nacht. Mit Kronleuchter, Stuck, einer Küchenzeile, Gemälden und einem riesigen Bett, fühlten wir uns endlich mal unserem Stand entsprechend. Und das trotz geringem Reisebudget. Stettin du warst besonders und ich nehme mir vor jedes Jahr eine osteuropäische Stadt zu besuchen. #osteuropaliebe

Kommentar schreiben

Kommentare: 2
  • #1

    Nathalie (Freitag, 20 Oktober 2017 15:14)

    Wieder einmal ein Beitrag, der zum Schmunzeln einlädt. (:

  • #2

    Anna (Freitag, 22 Dezember 2017 09:48)

    Ohhh so Schöne Fotos und so ein schöner Text :) sofort fühle ich mich in die zeit zurück versetzt. Es War ein wundervoller Urlaub mit euch in einer einzigartigen Stadt - Danke für diese schöne Zusammenfassung die unsere Erinnerungen für immer lebendig halten wird ;)

 Die Fotografie lehrt, dass wie gut du siehst, nichts damit zu tun hat, wie gut du siehst. Autor unbekannt

 

 

My portraits are more about me than they are about the people I photograph.

Richard Avedon

 

 

Das Auge macht das Bild, nicht die Kamera.

Gisele Freund

 

 

Ein Photo sagt nicht länger die Wahrheit. Es schlägt nur eine Möglichkeit vor.

photokina 2000

 

 

Follow