England Part 3 - London

"Wir sollten mehr dort sein, wo wir sind, anstatt dort, wo wir nicht sind."*

 

Ich bin nicht reiserfahren im Vergleich zu all den Work & Travel, Australien, Afrika oder Aupair Travelern meines Bekanntenkreises. Ich bin reiseerfahren im Vergleich zu meinem früheren Ich, welches fasziniert auf die Bilder von Big Ben, der Tower Bridge und dem Houses of Parliament des Englischbuches starrte. Mit der Vorstellung, das alles eh nie in echt sehen zu können. Der Gedanke mal wirklich auf englischen Boden zu stehen, überstieg damals meinen Horizont und erschien mir so fern wie es mir momentan erscheint, mal am Strand von Haiti zu liegen.

 

Ich denke allerdings, dass meine "Reiseerfahrung" trotzdem schon ausreicht, um immer mehr zu wollen. Scheinbar ungestillte Umherfahrlust. Entdeckungsdrang. Und davor habe ich Angst. Nicht mehr beeindruckt zu sein, weil ich größeres sehen möchte. Weiter, höher und häufiger weg. Eindrücke wie in Ekstase sammeln, versuchen zu speichern und neue reinzustopfen, weil ich alles behalten möchte und dann alles überquillt.

 

Und dann kommt man nach Hause ins Thüringer Dorf und war 24 Stunden vorher noch in London. Dem großen funkelnden, glitzernden, hippen und weiten London. Dagegen: Die Südthüringenbahn mit drei Insassen.

Der größte Reiseschlag meines Lebens. Warum sieht man es den Menschen an, dass sie hinter dem Wald leben? Warum denke ich überhaupt, dass man ihnen das ansieht? Warum meine ich in dem Moment, ich bin anders?

 

Bin ich nicht. Überhaupt nicht.

Ich komme nach Hause und bin unruhig, gehe nach 30 Stunden unterwegs sein nicht schlafen, sondern überlege, wo ich überall in diesem Sommer noch hinfahren kann. Hör auf - ruft der bescheidene Teil meines Ichs.

 

 

Jetzt bin ich zu Hause und endlich mal mehr dort, wo ich bin. Bei Mama und Papa, Oma und den Katzen. Beim Festmahl bei der Großtante. Handy aus. Klavier auf. Buch in die Hand. Auf Reisen erlebt man zwar viel und nutzt die Zeit intensiv aus. Aber nur zu Hause hat man sie: die Zeit. Und ich glaube, um diese zu haben, muss ich ein bisschen mehr dort sein, wo ich bin.

*S. Van der Stap

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Nathalie (Mittwoch, 23 August 2017 12:06)

    Zuhause ist es wohl doch am Schönsten. (:

 Die Fotografie lehrt, dass wie gut du siehst, nichts damit zu tun hat, wie gut du siehst. Autor unbekannt

 

 

My portraits are more about me than they are about the people I photograph.

Richard Avedon

 

 

Das Auge macht das Bild, nicht die Kamera.

Gisele Freund

 

 

Ein Photo sagt nicht länger die Wahrheit. Es schlägt nur eine Möglichkeit vor.

photokina 2000

 

 

Follow