England Part 2 - Oxford

Nach einer Collegetour in Oxford ist mein Fazit: England ist konservativ.

Okay, vielleicht stehen die elitären Oxforder Unistrukturen nicht für sämtliche englische Bildungseinrichtungen, aber ich bin dennoch verwundert. Selbst an der teuersten deutschen Privatschule hätten sich mündige liberale Schüler gegen solch veraltete Ansichten zur Wehr gesetzt, wie sie in Oxford wohl noch in voller Größe existieren. Vielleicht auch nur scheinbar - hoffe ich.

Gut, es gibt Menschen, die finden das faszinierend und beeindruckend. Ich fragte mich nur die ganze Zeit, wie man Werte wie Gleichheit über die Schulter werfen kann, um freiwillig in Oxford zu studieren...

Die Universität ist das administrative Dach. Diese gliedert sich in verschiedene Colleges auf und diese Colleges stehen seit ihrer Gründung in Konkurrenz, welche auch heute noch bewusst aufrecht erhalten wird. So spielen Studenten des einen Colleges den Studenten des anderen Streiche... Als die Schildkröte (Maskottchen) starb, vermutete man einen Hinterhalt und goss Seife in den Teich des anderen Colleges, woraufhin alle Fische starben. Dies so als Beispiel...

Die Universität Oxford ist der zweitgrößte Arbeitgeber dieser Stadt und beschäftigt die Bürger zu relativ geringen Löhnen. Dies führt bei der Bevölkerung zu Missstimmungen gegenüber der Studienwelt, sodass Studenten in manchen Vierteln nicht zugeben, dass sie Studenten sind.

In Oxford herrscht eine ganz andere "Kontrolle" über die Studierenden. Man darf als Bachelorstudent nur 2,5 Meilen vom College entfernt wohnen und unterzeichnet zu Beginn des Studiums einen Vertrag, welcher festlegt, dass man sich eine gewisse Stundenanzahl mit Uniinhalten in der Woche beschäftigt. Außerdem schwört man beim Abschluss, die Werte der Universität ein Leben lang zu befolgen.

Jedes College hat Wohnheime und eine "Hall". In dieser Halle treffen sich die Studenten und die Dozenten zum Essen. In einigen Colleges sitzen die Professoren auf einem erhöhten Podest und alle Studenten müssen sich erheben, wenn diese den Saal betreten. Außerdem ist der Nachschlag beim Nachtisch nur den Dozenten gegönnt. Warum?

 

Kleingruppen- bis hin zum Einzelunterricht sind in Oxford nicht ungewöhnlich.

Bei jeder Prüfung stecken sich die Studenten Nelken an das Jacket und werden nach ihrer letzten Prüfung von anderen Studenten mit Seife und Glitzer beworfen. Wir waren gerade vor Ort, als Graduierungen waren. Applaus der aus den Gebäuden strömte, Studenten in den üblichen schwarzen Roben, welche einen Spalier für die Dozenten bilden und die Information, dass die Studierenden bei der Graduierung lateinische Verse nachsprechen müssen, die niemand kann und versteht, lässt mich vermuten, dass dort Tradition unverrückbare Tradition ist. Progressiv scheint ein Fremdwort zu sein, obwohl die überzeugte Oxforder Studentin aus Deutschland, welche uns führte, dieses Wort durchaus oft gebrauchte...

Oxford ist süß. Definitiv. Alte Bauten und Harry Potter Charme (habe ich mir sagen lassen, habe die Filme nie geschaut). Aber irgendwie hat mich diese Stadt nicht "gefangen" genommen. Nicht "berührt". Ich hatte schon Sorgen, dass ich zu anspruchsvoll werde...aber dann kam London. Und London hat mich grenzenlos beeindruckt. Fortsetzung folgt. ;)

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Kommentare: 1
  • #1

    Simone 1 (Dienstag, 15 August 2017 21:22)

    Diesen Eintrag finde ich echt super interessant :)
    Cool, dass du so viele interessante Fakten erfahren hast und du zu neuen Erkenntnissen kommen konntest! Deine Bilder sind auch super, mir gefallen besonders die Farben. Eventuell könntest du mal schauen, ob dein Bearbeitungsprogramm die Möglichkeit hat, vertikal und horizontal etwas am Bild zu "zerren", das bewirkt, dass die schönen Gebäude nicht so stark aus dem Bild oder aber hinten ins Bild "fallen". Das würde bei deinen Fotos echt was her machen, könnte ich mir vorstellen :). Auch wenn sie so schon echt super sind :)

 Die Fotografie lehrt, dass wie gut du siehst, nichts damit zu tun hat, wie gut du siehst. Autor unbekannt

 

 

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